Die örtliche Presse war alarmiert, die Tourismusdirektoren im Vorfeld schon in Rage, als der Fernsehsender WDR seine „Alpenstory“ angekündigte.
Unter dem reisserischen Titel „Alpen abgezockt – Berge, Schnee und Billiglohn“ versuchte der WDR die Nachteile des heimischen Tourismus für die Umwelt, Arbeitsplätze und die heimische Bevölkerung aufzuzeigen.
Partiell gelang das ganz gut, einige Einblicke hätten ruhig etwas tiefer sein können. Dass das Verhalten der Leergutsammler, die einem in Garmisch-Partenkirchen immer wieder auffallen, einen ernsten Hintergrund hat, ist jetzt auch klar. Eine Leergutsammlerin konnte ich in dem Bericht, als es um die Tafel ging, erkennen. Der Andrang an der Tafel macht nachdenklich…
Altersarmut auf dem Garmischer Bahnhof – Foto: Oberau-Online
Dem Zuschauer werden aber auch die schönen Bilder von den genialen Skipisten in Erinnerung bleiben. Und wenn man im Sommer noch die Wanderwege am Wank oder am Kramer gezeigt hätte, wäre das ganze fast ein Image-Film wie alle anderen geworden.
Dass die Sozialwohnungen enorm wichtig waren, wird sich erst mittelfristig zeigen. Sie waren immer eine Möglichkeit den Mietpreis einigermassen zu zügeln. Das wird in Zukunft vorbei sein. Wohnen auf dem Freien Markt. Ohne Rücksicht auf Verluste. Ohne Möglichkeiten für sozial Schwache in Gegenden wie unserer zu leben.
Die Frage wird dann sein, wo sollen die Menschen wohnen, die uns, wenn wir alt und im Seniorenheim sind, pflegen? Oder wer soll die Pflege bezahlen, wenn sich der Lohn der Mitarbeiter den Mieten anpassen muss? Und wer kassiert die Mieten? Fragen über Fragen. Die der Film vom WDR auch zum größten Teil unbeantwortet lies.
Axel Döring hatte auch seinen Auftritt. Einen seiner besten, finde ich. Er hatte sich im Griff und seine Andeutungen, die er so gemacht hat, über die Folgen für die Umwelt, die sollten jeden halbwegs intelligenten Menschen zum Nachdenken anregen. Das ist vielleicht besser als gleich mit Vollgas alles breit erklären zu wollen. Hat mir gefallen.
Absoluten Respekt habe ich auch vor Menschen, wie dem Wirt des Münchner Hauses auf der Zugspitze und dem Fiaker an der Partnachklamm. Diese Meinungen und Aussagen sind wichtig, sie sind gut und sie müssen auch so gesagt werden. Und ich hoffe, dass es nicht so ist, wie der Garmischer Tourismusdirektor Peter Ries im Bericht des Garmisch-Partenkirchner Tagblattes verlauten lässt: „Bei so etwas weiß man nie, inwieweit das aus dem Zusammenhang gerissen wurde und anders geschnitten wurde.“
Die Verkehrsproblematik wurde diesmal nur am Rande angesprochen, war ja auch nicht Kernthema der Sendung. Und für den Skifahrer-Stau mussten die Filmer dann auch noch in Oberau zum Wildern gehen. Auf den im Film gezeigten Staubildern ist unser schöner Oberauer Trachtenladen und sogar ein Transparent der VEO zu sehen. Nein, Oberau ist weder Ortsteil von Garmisch-Partenkirchen noch ein Vorort. Oberau ist Oberau.

In einem Bericht über die Folgen des Tourismus in Garmisch-Partenkirchen bringt der WDR Bilder vom Stau in Oberau.
Alles in allem war es doch eine interessante Sendung, die kleinere Einblicke in eine Welt ermöglichte, die uns Normalbürgern üblicherweise verborgen bleibt. Zu vermuten ist, dass man diesen Film auch in Saalbach-Hinterglemm, Kitzbühel, St. Moritz, Annecy oder sonstigen großen Wintersportorten drehen könnte.
Was mich fasziniert, ist, dass der Garmisch-Partenkirchner Bürgermeister Thomas Schmid bei diesem Thema sauber in der Deckung bleibt, aber vielleicht ist er ja im Urlaub.
Wer die Reportage nicht gesehen hat, hier kann man das nachholen.
Einen Bericht über die Sendung gibt es bei Merkur-Online.
Die Garmisch-Partenkirchner SPD meldet sich zu Wort.
Ach ja, die nächste Sendung ist schon im Anmarsch, am 15.07.2013 kommt ein Bericht unter dem Titel: „Sylt – Ausverkauf eine Luxusinsel“… ich bin gespannt, ob da Parallelen zu erkennen sind.